Liebe Maude,
vor vielen Jahren schon überlegten wir zusammen, wie Berlin Blue Community werden könnte. Heute besiegelst du das durch die offizielle Übergabe des Zertifikats an die Stadt Berlin, schneller als wir das damals zu hoffen gewagt hatten. Das ist ein großer Erfolg!
Und doch wissen wir, dass die eigentliche Arbeit noch vor uns liegt, wenn wir uns nicht damit begnügen wollen, dass Blue Community ein hohles Logo bleibt, mit dem sich die Stadt nur schmückt.
Die erste Hürde ist genommen durch den Parlamentsbeschluss am 22.März 2018 und wir konnten auch die Berliner Wasserbetriebe für die Idee gewinnen. Politik und Wirtschaft sind jetzt anders als bisher in der Pflicht.
Der Bau von 100 Brunnen ist ein Anfang, aber bedenkt man, dass andere Städte wie München, Paris oder Wien hunderte von Brunnen haben, Zürich z.B. 1500, dann ist das für eine Stadt mit fast 4 Mio. EinwohnerInnen nicht sehr viel. Selbst der Beschluss des Abgeordnetenhauses geht darüber hinaus: „Die Sichtbarkeit der Brunnen soll erhöht und ihre Nutzbarkeit möglichst ganzjährig gesichert werden“. Da ist allein an dem Punkt noch viel zu tun.
Und ein weiterer Punkt scheint mir noch gar nicht angepackt. Vielleicht können Sie, Frau Senatorin, Ihre Kollegin Scheers daran erinnern. Ich zitiere: „Darüber hinaus soll der Senat Bildungsarbeit im Bereich (Leitungs-) Wasser fördern und entsprechende Akteure gezielt unterstützen.“ Außerdem ist ja bekannt, dass der Senat viele Schulneubauten plant, da müsste es nach „Blue Community“ selbstverständlich sein, dass diese alle mit Trinkwasserbrunnen versehen werden.
Nun liegt es aber auch an uns, den Initiativen von unten, das Projekt umzusetzen. Deshalb spreche ich hier nicht nur für den Berliner Wassertisch, sondern auch für viele andere, die für das Thema Wasser schon aktiv sind und in Blue Community jetzt eine Chance sehen, besser zusammenzuarbeiten. Das Thema Wasser ist sehr vielfältig und entsprechend auch die anwesenden Organisationen und es sind heute noch lange nicht alle dabei. Die einen (a tip:tap)setzen sich verstärkt für Leitungswasser statt Flaschenwasser in der Öffentlichkeit und in Schulen ein, andere legen den Schwerpunkt auf eine saubere Spree ( Flussbad Berlin). Es fehlt heute leider Ralf Steeg, der dir Maude, das Pilotprojekt Luritec gerne gezeigt hätte, doch er ist im Ausland, wo seine Technik sehr gefragt ist. Zu wenig beachtet wurde bisher das in Punkt 1 enthaltene Menschenrecht auf sanitäre Grundversorgung, deshalb freut es mich besonders, dass der Geschäftsführer von Ecotoilets jetzt mit dabei ist. Wir wissen, dass die Zahl der Obdachlosen steigt und es auch viele Arme gibt, die sich 50 Cent für einen Toilettengang nicht leisten können. Auch hier ist die von Ihnen, Frau Senatorin, erwähnte Zahl noch viel zu niedrig. Ganz besonders wichtig ist, dass durch die Beteiligung des Weltfriedensdienstes und das Forum für Umwelt und Entwicklung auch der globale Aspekt des Wassers hier lokal mit bedacht wird. Die Wasserkrise, die du Maude so eindringlich beschreibst, wird durch sie auch hier in Berlin in die Öffentlichkeit getragen. In dem Beschluss des Abgeordnetenhauses wird ja ausdrücklich auf den Wasserfußabdruck hingewiesen. Ich zitiere: „ Zudem ist zu prüfen, inwiefern der Wasserfußabdruck Berlins, vor allem im Hinblick auf importiertes Wasser aus Ländern des globalen Südens, in die Vergaberichtlinien des Landes aufgenommen werden kann.“ Das ist ein klarer Auftrag an Sie, Frau Günther.
Der heutige Tag ist also kein Schlussstrich, sondern vielmehr ein Startschuss für neue Taten.
Vielen Dank, liebe Maude, fast wie eine Zauberin hast du heute Personen zusammengebracht, die sich sonst nicht immer grün sind, damit sie jetzt das Thema Wasser gemeinsam anpacken.
Als ersten Schritt möchte ich hier anregen, dass eine aufklärende Information erstellt wird, denn die allermeisten Berliner und Berlinerinnen haben von „Blue Community Berlin“ noch gar nichts gehört. Ein Logo dafür haben wir schon und wie ich höre, gefällt es Maude sehr gut. Es kann also sofort auf die Webseiten des Senats, der Berliner Wasserbetriebe, auf die der Initiativen, auf die Touristeninformation etc. Meine Fantasie kennt da keine Grenzen.
Liebe Maude, ich danke dir, dass du uns hier alle zusammengebracht und einen Anstoß gegeben hast damit wir uns für das Lebenselixier Wasser noch viel mehr einsetzen. Ich hoffe ab jetzt auf offene Ohren und Taten in der Politik und den Berliner Wasserbetrieben, wir Initiativen werden nicht locker lassen.
Dorothea Härlin, Berlin, 23.10. 2018
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